Fachberufsschule mit Internat Völkermarkt
Völkermarkt, 2023
ANERKENNUNGEU-weit offener, einstufiger RealisierungswettbewerbVölkermarkt, 2023
„Unsere Zeit ist die ganze uns bekannte historische Zeit.”
Josef Frank, Architektur als Symbol
Jedes Bauwerk ist auch Ausdruck seiner Zeit. Ziel ist es den physischen Bestand, der auch eine architektonische Haltung repräsentiert, mit der nötigen Sorgfalt weiterzuentwickeln. Die Herangehensweise ist reflexiv, interpretatorisch, mit der intensiven Nutzung von Vorgefundenen, um ein neues Ensemble zu generieren und der Geschichte des Gebäudes eine weitere Erzählebene hinzuzufügen.
Städtebau:
Das Weiterbauen steht im Osten bei der Weiterentwicklung des Internates im Mittelpunkt. Ein Flügel wird addiert und bildet mit dem Bestand einen neuen Internatshof. Die neue Aula, die im Zentrum platziert wird, bietet nun ausreichend Platz für unterschiedliche Aktivitäten.
Begrenzt wird sie ebenso von zwei Höfen, die einen schönen atmosphärischen Aufenthaltsbereich für die Schülerinnen und Schüler bieten. Die Werkstättengebäude sind so im Norden gruppiert, dass ein neuer „Bauhof“ entsteht. Das es sich um Handwerk handelt, dass miteinander interagiert, verkörpert auch das verbindende Dach, dass somit auch symbolischen und nicht nur funktionalen Wert hat.
Erschließung:
Die „gelernten“ Zugänge bleiben erhalten, lediglich der zentrale Zugang in die Aula unterliegt einer bewussten Veränderung in der Ausformulierung. Grund für die Beibehaltung ist ein hohes Maß an Flexibilität und Autonomie der Bereiche. Bei Veranstaltungen in der Aula ist ein störungsfreier Betrieb möglich. Beispielsweise kann das Internat bei sonntäglicher Anreise unabhängig betreten werden. Die Erschließungsstruktur ist so gewählt, dass die Wege zur gemeinsamen Mitte führen. Die Mitte beinhaltet einen Bereich für die Gemeinschaft, der zum Lernen Austauschen, oder sollten die vier Wände des Internatszimmer doch einmal zu klein werden, zum, „Chillen“ benutzt werden kann. Um einen guten Überblick über das Geschehen zu haben, ist auch die Aufsichtsperson Teil der Mitte. Die Erschließungswege der Schule bleiben weitgehend gleich, mit der einzigen Änderung, dass durch die Umorganisation der Nasszellen die Geschosse verbindender und offener, organisiert werden können.
Innere Organisation
Die Aula und der Speisesaal bilden einen multifunktionalen Bereich, die gegenseitig voneinander profitieren. Die jeweils angelagerten Höfe sind mit atmosphärischem Grün und Sitzmöglichkeiten ausgestattet, Im Freien Verweilen, aber auch schnell mal frische Luft schnappen ist unkompliziert möglich. Westlich wird in das Internat und östlich in die Schule verteilt. Im Erdgeschoss bietet das Internat einen öffentlichen Bereich, der von den Bewohnern gut genutzt werden kann. Entlang der Erschließungsachsen sind die Zimmer in der Regel zweihüftig angeordnet, nur im Neubau erfolgt die Organisation einhüftig mit einer ausreichenden Gangbereite, die unterschiedliche Nutzungen zulassen.
Die Zimmer sind nahezu symmetrisch aufgebaut. Sodass jeder Bewohnerin und jedem Bewohner eine „Seite“ zugeordnet werden kann, um einen gewissen Grad ein Privatheit zu gewährleisten. Das Schulhaus bleibt strukturell – insbesondere auch aus Budgetgründen – weitgehend gleich. Verwaltung und Lehrer befinden sich im Erdgeschoss. Im Erdgeschoss bleibt eine Fläche „unbesetzt“, diese können sich die Schülerinnen und Schüler aneignen, es ist vorstellbar, dass diese Fläche alle zwei Monate ihr Erscheinungsbild verändert. Zusätzlich kann dieser Bereich als Reserve für spätere auftretenden Flächenbedarf dienen. Die bereiten Gänge wurden, entsprechend zeitgemäßen Lern- und Lehrkonzepten entsprechend, als Zonen für gemeinsames Tun ausformuliert. Dazu wurden Nischen geschaffen und die Mittelzone mit raumbildenden Bänken ausgestattet, sodass aus einem Gang eine lebendige multifunktionale Zone wird. Die Klassenwände werden perforiert, um auch Sichtbeziehungen in den neuen Lernbereich zu ermöglichen und einen raschen Austausch zu gewährleisten. Verschiedene Lehr- und Lernmethoden werden somit ermöglicht.
Im Untergeschoß führt der Weg von den Garderoben direkt in die Werkstätten, die spannungsvoll zueinander geordnet sind. Ein großzügiges verbindendes Vordach bietet ausreichend Witterungsschutz. Die Höhe des Vordaches, führt auch einen menschlichen Maßstab ein und gliedert die mächtigen Volumen.
Fassaden:
Die neue Internatsfassade versteht sich als Interpretation von Vorgefundenem, transponiert in eine neue zeitliche Ebene. Betrachtet man den Bestand, historisch, strukturell, aber auch poetisch, so sind Lochfassade und Blechbahn die Stilmittel, die den Ausdruck des Gebäudes prägen. Da das Gestaltungsprinzip nicht auf Gegensatz und Kontrast des Neuen Bauteils abzielt, sondern mit dem nötigen Respekt und Feinheit auf den Bestand reagiert, wird mit dem Ziel das vorgefundene zu nutzen und ein schlüssiges Ensemble zu schaffen, mit den dominanten vorhandenen Gestaltungsprinzipien weitergearbeitet und ein neues Fassadenbild geschaffen.
Die Werkhallen gliedern sich in zwei Materialien. Über dem Vordach ist witterungsbeständiges farbiges Eternit angedacht, unter dem Vordach und aus Gründen der Nachhaltigkeit aber auch um im Bereich der Aufenthaltszonen ein haptisches, warmes Material einzusetzen, zieht sich eine Holzfassade um die Hallen.
© epps architekten