LKH Deutschlandsberg Stationssanierung

Deutschlandsberg, 2023
2. PLATZEU-weit, nicht offener, zweistufiger RealisierungswettbewerbDeutschlandsberg, 2024

Ein Spital muss schön sein!
Ziel des architektonischen Entwurfes ist es Räume zu schaffen, die helfen zu heilen, die beruhigen, die aufheitern, die Raum für Zuversicht aber auch Trauer bieten. Raum und Mensch stehen in ständiger Wechselwirkung zueinander. Zu Räumen, die alle unsere Sinne ansprechen, stellt sich sofort eine Verbindung her und beeinflusst die Seele und damit den Heilungsprozess positiv. Eine weitere architektonische Gestaltungsabsicht ist eine Transformation mit dem Bestand und nicht gegen den Bestand zu schaffen. So ist das Bestehende auch Ausdruck seiner Zeit (80er) in Ordnung, Licht und Raum. Der erste Blick aus den Aufzügen führt ins Freie und unterstützt Orientierung und Atmosphäre. Ein Entree wird geschaffen, das mit dem kollektiven Gedächtnis von erwartbarer steriler Krankenhausarchitektur bricht. Es ist Treffpunkt und Rekreationsbereich, es ermöglicht auch einen wertvollen Besuch von Angehörigen und Freunden auch außerhalb von Besuchszeiten, denn die Station muss nicht betreten werden. Gleichzeit ist in diesem Bereich auch die Anmeldung vorstellbar. Das Entree dient ebenso als Raumreserve, das durchaus wieder besetzt werden kann.

Die Station teilt sich in zwei Flügel auf. Im östlichen Flügel zum Hof dominieren Räume für das Personal. Im westlichen Teil sind dienende Räume, wie Lager aber auch Untersuchungszimmer angeordnet. Das Herz bildet ein additives Bauwerk in Form einer Brücke. Das Brückenbauwerk zwischen den Patienten- und Patientinnentrakten beinhaltet den Stützpunkt. Er ist zentraler Ort, gleichermaßen für alle erreichbar. Nicht nur für Patientinnen und Patienten ist ein Fernblick ins Grüne möglich, auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stützpunktes haben eine neue „Perspektive“ in den Freiraum. Um die Natur zu spüren, zu überprüfen, ob es warm oder kalt ist, um zu plaudern, oder einfach nur mal frische Luft zu schnappen, um einen Moment der „Spitalsluft“ den Rücken zuzukehren ist eine Terrasse für Alle, Teil des neuen Brückenbauwerks. Überdacht und witterungsgeschützt bietet diese einen neuen Aufenthalts- und Kommunikationsbereich. Die Mitarbeiter haben den vorgelagerten Freiraum ebenfalls gut im Überblick, sodass sich auch unsichere Patientinnen und Patienten ins Freie wagen können, sich sicher fühlen und ihre Mobilität damit fördern. Durchzogen mit Grün bietet die Terrasse ein ideales Mikroklima an heißen Sommertagen. An die Terrasse ist ebenfalls der Aufenthaltsraum für Patientinnen und Patienten angeschlossen. Zwei Räume wurden so miteinander verbunden, damit unterschiedliche Raumqualitäten angeboten werden können. Der Verzicht auf einen Großraum erfolgte bewusst, der menschliche Maßstab, das Wohnzimmer zu Hause ist Vorbild.

Farbe als einfaches und wichtiges Gestaltungselement kommt zum Einsatz. Für eine verständliche und insbesondere demenzgerechte Orientierung sorgt ein Farbkonzept, das alle Zugänge zu den Patientinnen- und Patientenzimmer mit unterschiedlichen Farben kennzeichnet und insbesondere durch die spezifische Auswahl farbpsychologische Erkenntnisse berücksichtigt. Die Zugänge werden nicht nur farblich, sondern auch räumlich durch Nischen herausgearbeitet, die nicht nur den „Gang“ strukturieren, sondern auch Platz außerhalb des Zimmers zum Verweilen anbieten. Besucher können hier beispielsweise warten, wenn der Aufenthalt im Zimmer gerade unpassend ist. Durch die Strukturierung der Erschließungsfläche wird der Gang als räumliches Ereignis positiv, wahrgenommen, abseits von funktionaler Notwendigkeit.

Die Patientinnen- und Patientenzimmer werden ebenfalls durch die bereits am Erschließungsgang kenntlich gemachten Farben zoniert. Dienende Elemente und Räume werde farblich vom Hauptraum differenziert. Eine Zonierung erfolgt. Alle Bäder und Toiletten sind barrierefrei geplant. Für die nötige Gemütlichkeit im Zimmer sorgt eine Sitzbank zum Essen oder Tratschen mit Angehörigen. Vorhänge tauchen den Raum in ein weiches Kleid und sorgen gleichzeitig für eine behagliche Akustik, die wesentlich für eine rasche Genesung ist.

Die eingesetzten Materialien wie Holz und farbige Oberflächen haben das Ziel den Stresspegel von Patientinnen und Patienten, aber auch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu senken und Atmosphären zu generieren, die Menschen positiv gestimmt machen und Heilung fördern.

Für eine angenehme Raumstimmung sorgt unter anderem eine Beleuchtung, die in den Nischen des Schrankverbaus nicht sichtbar untergebracht ist. Als Stimmungslicht und zur Förderung einer behaglichen Atmosphäre ist auch eine Pendelleuchte über dem Tische zu sehen. Über die Nachteile hinsichtlich Raumpflege wissend, wird aber aufgrund der atmosphärischen Vorteile und der damit erzeugten Raumstimmung, im Bereich der Brücke vor den großzügigen Sitznischen kegelförmige, großvolumige Kegelleuchten vorgeschlagen, mit dem Ziel atmosphärisch Orte zu schaffen, die sich positiv auf Interaktion und Verhalten der Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auswirken.

Insgesamt hat die Gestaltung zum Ziel, alle Aspekte einer heilenden Architektur, wie ausreichend Privatsphäre, gute Raumakustik, stimmige Farben, gute Raumluftqualität, differenzierte Haptik, stimmungserzeugende Beleuchtung und Authentizität zu erzeugen. Damit wird der Genesungsprozess positiv unterstützt und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben ein Arbeitsumfeld, in dem sie Patientinnen und Patienten, die menschliche Zuwendung geben können, die noch vor der technischen Infrastruktur wohl das Wichtigste für einen positiven Blick in die Zukunft der zu Genesenden ist.

 

NACHHALTIGKEITSKRITERIEN

Barrierefreiheit:
Sämtliche Sanitäreinrichtungen in den Zimmern sind barrierefrei gestaltet. In den Gangbereichen sowie auch in den Pflegezimmern wird auf farbliche Kontraste gesetzt. Eine demenzgerechte Gestaltung ist mit Hilfe von Farbakzenten, Zahlen und Symbolen gewährleitet. Horizontale Beläge sowie Wandbelege, werden mit dem erforderlichen visuellen Kontrast ausgeführt. Glasflächen werden kontrastierend (auch hell dunkel Anteil), in einer Höhe von etwa 90 – 150 cm gekennzeichnet. Durch die Nischenbildung im Gangbereich vor den Mehrbettzimmern, ist ebenso ein einfacherer Transport von Patientinnen und Patienten in Pflegebetten gewährleistet.

Kommunikationszonen:
Ein Fokus des Entwurfs liegt auf kommunikationsfördernde Bereiche für Patientinnen und Patienten, sowie Personal. Ein neu konzipierter Aufenthaltsbereich schafft eine neue Kommunikationszone und einen einladenden Eingangsbereich zur Station. Durch die Situierung im Vorbereich der Station, wird der Stationsbetrieb nicht gestört und das Verweilen ist auch außerhalb der Besuchszeiten möglich. In den Gangbereichen trifft man vor den Mehrbettzimmern auf Nischen mit Sitzbänken, welche als Wartemöglichkeiten für Besucherinnen und Besucher (z.B. während der Visite) dienen. Durch diese Nischenbildung ist auch die starre Gangsituation aufgelockert und Bewegungs- und Begegnungszonen werden generiert. Die Brücke wird im Entwurf mit einer großzügigen Terrasse für Patientinnen und Patienten, Besucherinnen und Besucher, sowie Personal als Kommunikationszone mit Blick ins Grüne erweitert. Ein großzügig gestalteter Tagraum mit Privatsphäre ist so situiert, dass er an die Terrasse grenzt und direkten Zugang ins Freie bietet.

Reinigungsfreundlichkeit:
Sämtliche Oberflächen sind so gewählt, dass diese den Reinigungsaufwand minimal halten. Die Verglasung des Verbindungsgangs ist über die angrenzende Terrasse, ohne Hilfsmittel, zu reinigen. Dadurch entfällt die Notwendigkeit der Verwendung weiterer Reinigungshilfsmittel (z.B. Steiger, Osmosegeräte, etc.) und ist damit sehr wartungsfreundlich.

Qualität der Gebäudehülle:
Für die Fassadensanierung schlagen wir eine Überdämmung vor, welche bereits im Vorentwurf auf ihre Machbarkeit untersucht werden sollte. Für die wirtschaftliche Bewertung würde sich eine Lebenszykluskostenberechnung anbieten.

Tageslicht:
Der Entwurf legt einen hohen Stellenwert auf Belichtung und Blickbeziehungen nach außen. Der neu geschaffene Aufenthaltsbereich zieht den Blick schon beim Betreten des Geschosses ins Grüne. Ebenso ermöglicht der verglaste Verbindungsgang Sichtbeziehungen in den Außenbereich. Die Terrassen sind mit Rankpflanzen versehen, um einerseits eine Art Mikroklima innerhalb der grünen Umgebung zu schaffen, andererseits um als Beschattung zu dienen. Zusätzlich sind an der Außenseite der Terrasse Vorhänge angebracht, welche individuell zur Beschattung verwendet werden können und ebenso eine angenehme Atmosphäre bieten.

Thermischer Komfort Winter/Sommer:
Die Auskragung der Terrassen dient als konstruktiver Sonnenschutz für den Verbindungsgang und die dahinter gelegenen Nutzungseinheiten. Ebenso kann man mit den Vorhängen im Außenbereich einfach und flexibel auf diverse Witterungen reagieren. Der thermische Komfort im Winter wird durch die Fassadensanierung (Überdämmung) gewährleistet.

Akustischer Komfort:
Je nach Raum- und Hygieneanforderung wird mit diversen Akustikelementen ein akustischer Komfort geschaffen.

Flächeneffizienz:
Ein zusätzliches 1-Bettzimmer je Station bietet Wandelbarkeit innerhalb der Mehrbettzimmer, sowie eine flexiblere Nutzung. Dadurch stehen je Station 37 + 8 Betten zur Verfügung.

Energiebedarfsdeckung:
Auf der Dachfläche des A-Traktes schlagen wir den Bau einer blendfreien Photovoltaikanlage als nachhaltige Gewinnung von elektrischer Energie für den Eigenbedarf des LKHs vor.

Informationsdesign:
Farbliche, kontrastreiche und grafische Ausarbeitungen sowie Beschriftungen sind in der ganzen Station geplant.

Energie und Ressourcen:
Für die nachhaltige Verwendung von Baustoffen und Materialien ist die Verbindungsbrücke in Hybridbauweise geplant, sowie auf Stützen gelagert. Dies ermöglicht eine bauökonomische und materialeffiziente Herstellung im Gegensatz zu einer freispannenden und stützenlosen Brückenkonstruktion.

Verbindlichkeit des architektonischen Raumes:
Nachhaltigkeit wird mit architektonischer Qualität, mit einer Qualität des Entwurfes, des Materials, des Details, der Ausführung und mit dem Ziel, Qualitäten in der Wahrnehmung und Erfahrung von Raum und Architektur zu generieren, erreicht. Nachhaltigkeit wird sich bei einer architektonisch räumlichen Qualität automatisch, auch neben energetisch Technologischen, thermischen Ertüchtigungen und modisch „Smarten“ einstellen. Eine Architektur die unsrer Gefühle berührt, wird geachtet und der Umgang mit ihr wird ein sorgfältiger sein, was wiederum zu einem längerem Lebenszyklus führt.

 

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